
Olivenbäume – sie sind nicht nur ein Symbol für Frieden und Beständigkeit, sondern auch eine Quelle der Inspiration für viele Künstler. Ihre knorrigen Stämme und silbrig-grünen Blätter haben Maler wie Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Henri Matisse fasziniert. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick darauf, wie diese drei Künstler die Schönheit des Olivenbaums in ihren Werken eingefangen haben.
Die Bedeutung des Olivenbaums in der Kunst
Der Olivenbaum steht seit jeher für Frieden, Weisheit und Ausdauer. In der Kunst symbolisiert er oft die Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie die Beständigkeit des Lebens. Seine charakteristische Form und das Spiel von Licht und Schatten in seinen Zweigen bieten Künstlern eine reiche Palette an Ausdrucksmöglichkeiten.
Vincent van Gogh: Die Seele des Olivenhains
Während seines Aufenthalts in der psychiatrischen Klinik in Saint-Rémy-de-Provence im Jahr 1889 malte Vincent van Gogh eine Serie von Olivenhainen. Diese Werke spiegeln seine tiefe Verbindung zur Natur und seinen inneren Zustand wider. In einem Brief an seinen Bruder Theo schrieb er:
„Der Olivenbaum ist sehr charakteristisch, und ich gebe mir alle Mühe, ihn zu erfassen. Er ist alt und silbern, manchmal mit mehr Blau, manchmal grünlich, bronziert, verblassend weiß über einem Boden, der gelb, rosa, violett oder orange getönt ist… sehr schwierig.“
Dieses Zitat stammt aus einem Brief von Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, datiert auf Oktober 1889. (Brief Nr. 607, Saint-Rémy, Oktober 1889.
Verfügbar im Van Gogh Letters Project, Van Gogh Museum Amsterdam)
Ein bekanntes Beispiel dieser Serie ist das Gemälde „Olivenbäume mit gelbem Himmel und Sonne“ (1889), das im Museum of Modern Art in New York ausgestellt ist.
Das Gemälde zeigt einen Hain von Olivenbäumen unter einer strahlend gelben Sonne. Van Goghs charakteristische Pinselstriche zeigen sich im wirbelnden Himmel und dem strukturierten Laub der Bäume. Die Farben sind lebendig, wobei Gelb-, Grün- und Blautöne die Komposition dominieren. Der Gesamteindruck ist von intensiver Hitze und Licht geprägt und fängt die Atmosphäre einer mediterranen Landschaft ein.
Hier findest du eine Abbildung und mehr Infos.
Paul Cézanne: Struktur und Farbe der Provence
Paul Cézanne, ein Pionier der modernen Kunst, fand in den Landschaften der Provence eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. In seinem Werk „Der Garten des Künstlers in Les Lauves“ (1906) sind Olivenbäume Teil einer strukturierten Komposition, die seine Suche nach der Darstellung der Natur in geometrischen Formen zeigt. Cézanne sagte einmal:
„Alle Formen in der Natur lassen sich auf Kegel, Kugel und Zylinder zurückführen.“
Dieses Zitat ist eine bekannte Aussage Cézannes, überliefert durch seinen Biografen Émile Bernard. (
zitiert nach Émile Bernard, in diversen kunsthistorischen Publikationen, u. a.:
John Rewald: Cézanne and America, Museum of Modern Art Publications.
Richard Kendall: Cézanne by Himself, London: Macdonald Orbis, 1988.)
Sein Atelier in Aix-en-Provence, umgeben von Oliven- und Feigenbäumen, war ein Ort der Ruhe und Kreativität.
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Das Gemälde „Der Garten des Künstlers in Les Lauves“ zeigt eine strukturierte Landschaft mit geometrischen Formen. Cézanne verwendete eine reduzierte Farbpalette und konzentrierte sich auf die Darstellung von Volumen und Raum. Die Olivenbäume fügen sich harmonisch in die Komposition ein und unterstreichen die strukturelle Herangehensweise des Künstlers.
Henri Matisse: Farbe und Emotion in Collioure
Henri Matisse, bekannt für seine leuchtenden Farben und kühnen Formen, malte während seines Aufenthalts in Collioure im Jahr 1905 das Werk „Olivenbäume bei Collioure“. In diesem Gemälde nutzte er die Olivenbäume als Vorwand für seine Experimente mit Licht, Farbe und Form – ein Markenzeichen des Fauvismus. Matisse erklärte:
„Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen.“
Zugeschrieben in:
Louis Aragon: Henri Matisse, roman, Gallimard, 1971.
Ebenfalls häufig zitiert in kunsthistorischer Sekundärliteratur zum Fauvismus.
Sein Werk zeigt, wie die Natur als Ausgangspunkt für emotionale und expressive Kunst dienen kann.
Das Gemälde „Olivenbäume bei Collioure“ präsentiert eine lebendige Szene mit gestischen Pinselstrichen und einer kühnen Farbpalette. Die Olivenbäume im Vordergrund zeichnen sich durch ihre verdrehten Stämme und Äste aus, die die Leinwand dynamisch unterteilen. Die Blätter der Bäume sind mit Tupfen und Flecken in verschiedenen Grüntönen dargestellt, durchsetzt mit Hinweisen auf Blau, Lila und Rosa, was das Spiel von Licht und Schatten suggeriert.