Du betrachtest gerade 10 Tipps, um Ausstellungstexte lebendig zu gestalten
Ausstellungstexte

10 Tipps, um Ausstellungstexte lebendig zu gestalten

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Schreiben

Ausstellungstexte sind weit mehr als bloße Informationsträger – sie sind die unsichtbare Verbindung zwischen Kunstwerken und Betrachterinnen. In ihrer besten Form dienen sie als Erzähler, Vermittler und Inspirator, die den Raum zwischen dem Objekt und seiner Wahrnehmung füllen. Mit präzise gewählten Worten erklären, kontextualisieren und vertiefen sie die Bedeutung eines Kunstwerks oder einer Sammlung und eröffnen Besucherinnen neue Perspektiven.

Während ein Kunstwerk durch seine visuelle Sprache spricht, schaffen Ausstellungstexte den Zugang für unterschiedliche Zielgruppen. Sie holen Expert*innen ebenso ab wie Laien, indem sie einen gemeinsamen Verständnishorizont schaffen. Die Herausforderung dabei besteht darin, Informationen und Interpretation in eine Sprache zu fassen, die weder belehrend noch überfordernd wirkt – eine Balance zwischen Klarheit und Tiefe.

Traditionell neigen Ausstellungstexte dazu, akademisch oder sachlich zu sein, was oft den emotionalen Zugang erschwert. Doch gerade in einer Zeit, in der kulturelle Institutionen verstärkt um Aufmerksamkeit kämpfen, müssen Texte nicht nur informieren, sondern begeistern. Eine Ausstellung lebt von der Fähigkeit, Geschichten zu erzählen und den Dialog zwischen Werk und Publikum anzuregen.

In dieser Funktion sind sie auch ein Spiegel ihrer Institution: Sie zeigen, wie sich Museen und Galerien als Orte des Wissens, der Kultur und der Inspiration positionieren. Ein lebendiger, gut durchdachter Ausstellungstext kann dabei entscheidend sein – er macht die Inhalte zugänglich, verleiht ihnen Tiefe und bleibt den Besucher*innen im Gedächtnis.

1: Gestalte Deine Ausstellungstexte klar und zielgruppenorientiert

Deine Ausstellungstexte erreichen ihre Wirkung nur, wenn sie verständlich und ansprechend formuliert sind. Stell Dir vor, Dein Publikum ist so vielfältig wie die Kunst selbst: Einige Besucherinnen haben fundiertes Fachwissen, andere stehen zum ersten Mal vor einem Werk dieser Art. Du musst daher eine Balance finden, die beide Gruppen anspricht. Vermeide Fachjargon, wenn er nicht unbedingt notwendig ist, und erkläre komplizierte Begriffe, wenn Du sie verwendest. Gleichzeitig darfst Du den Text nicht zu einfach halten, damit er auch für Expertinnen ansprechend bleibt.

Strukturiere Deine Texte klar und übersichtlich. Nutze eine spannende Überschrift, die neugierig macht, und schreibe in kurzen, prägnanten Absätzen. So führst Du Dein Publikum mühelos durch die Informationen. Denk dabei daran: Gute Ausstellungstexte sollten sich wie ein interessantes Gespräch lesen, das Lust auf mehr macht – ohne belehrend zu wirken.

 

2: Erwecke Deine Ausstellungstexte mit Storytelling zum Leben

Menschen lieben Geschichten – das gilt besonders in der Kunst. Nutze Storytelling, um Deine Texte lebendig und fesselnd zu gestalten. Statt nur Fakten aufzuzählen, erzähle eine Geschichte über das Kunstwerk oder den Künstler. Wie entstand das Werk? Welche Herausforderungen musste der Künstler überwinden? Gibt es ein Detail, das das Werk einzigartig macht? Diese Geschichten machen Deine Texte lebendiger und schaffen eine emotionale Verbindung zwischen dem Kunstwerk und Deinen Besucher*innen.

Du kannst auch gezielt Details einsetzen, die Bilder im Kopf entstehen lassen. Beschreibe z. B., wie die Farben eines Gemäldes die Stimmung einer Epoche einfangen, oder welche Werkzeuge und Techniken der Künstler verwendet hat. Mit aktiver Sprache und lebendigen Beschreibungen schaffst Du einen Text, der nicht nur informiert, sondern inspiriert. Und genau das macht den Unterschied: Dein Publikum wird länger verweilen – nicht nur vor dem Kunstwerk, sondern auch bei Deinen Texten.

 

3: Nutze prägnante Sprache für Deine Ausstellungstexte

Eine prägnante Sprache ist das Fundament guter Ausstellungstexte. Lange Schachtelsätze oder überladene Beschreibungen lassen die Aufmerksamkeit Deiner Leser*innen schnell schwinden. Stattdessen solltest Du klare, lebendige Sätze schreiben, die schnell auf den Punkt kommen. Jeder Satz sollte einen klaren Zweck erfüllen: Erklärst Du einen historischen Kontext? Weckst Du Neugier auf das nächste Objekt? Bringst Du ein Detail zur Geltung? Wenn Du Dich darauf fokussierst, bleiben Deine Texte kompakt und überzeugend.

Eine gute Strategie ist es, nach dem Schreiben nochmals kritisch über Deinen Text zu gehen. Kannst Du ein Adjektiv weglassen, ohne dass der Satz an Bedeutung verliert? Gibt es unnötige Wiederholungen? Solche Kürzungen verleihen Deinen Texten mehr Prägnanz und erleichtern Deinen Besucher*innen das Lesen – besonders in einer Umgebung, in der viele Informationen auf sie einwirken.

 

4: Beziehe die räumliche Atmosphäre in Deine Texte ein

Eine Ausstellung ist mehr als die Summe ihrer Objekte – sie ist ein Erlebnis, das sich aus Kunstwerken, Raumgestaltung und Texten zusammensetzt. Deine Texte sollten die räumliche Atmosphäre mit einbeziehen, um das Erlebnis der Besucher*innen zu verstärken. Wenn Du z. B. über ein Gemälde schreibst, das in einem dunklen Raum präsentiert wird, kannst Du diese Stimmung sprachlich aufgreifen. Verwende Worte, die das Gefühl der Umgebung widerspiegeln: „düster“, „intensiv“, „fokussiert“.

Denk auch daran, wie Deine Texte im Raum platziert werden. Sind sie gut sichtbar? Müssen Besucher*innen dafür zu nahe an ein Objekt herantreten? Deine Texte sollten Teil der räumlichen Inszenierung sein, nicht ein bloßes Anhängsel. Dabei kannst Du subtile Verbindungen schaffen, die die Architektur und Atmosphäre ergänzen – etwa, indem Du visuelle Anker in den Text integrierst, die auf andere Exponate hinweisen. So entsteht ein stimmiges Erlebnis, das den Gesamteindruck der Ausstellung stärkt.

 

5: Setze gezielte Akzente mit Geschichten in Deinen Ausstellungstexten

Ein guter Ausstellungstext erzählt Geschichten – Geschichten über die Objekte, ihre Schöpfer*innen, oder die Menschen, die sie inspiriert haben. Diese narrative Herangehensweise macht Deine Texte lebendiger und zugänglicher. Betrachte beispielsweise eine Skulptur: Statt bloß Material und Entstehungsjahr zu nennen, könntest Du die Geschichte hinter der Entstehung beleuchten. Warum hat der Künstler dieses Material gewählt? Welche Botschaft wollte er vermitteln?

Indem Du Geschichten in Deinen Texten aufgreifst, weckst Du Emotionen und Interesse. Menschen erinnern sich an Details, die sie berühren oder überraschen. Dabei musst Du nicht in epische Erzählungen abschweifen. Eine kurze, gut platzierte Anekdote reicht oft aus, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Ziel ist, einen Dialog zwischen dem Werk und den Betrachter*innen zu eröffnen, der über das Offensichtliche hinausgeht.

 

6: Optimiere die Länge und Struktur Deiner Ausstellungstexte

Die Länge und Struktur Deines Ausstellungstextes können den Unterschied zwischen inspirierend und überfordernd ausmachen. Kurze Absätze mit klarer Gliederung sind leichter zugänglich als Textblöcke. Idealerweise sollte jeder Absatz eine klare Botschaft vermitteln und in sich abgeschlossen sein. Verwende Überschriften oder Zwischenzeilen, um dem Auge Orientierung zu geben.

Auch die Gesamtlänge ist entscheidend: Texte für eine Ausstellungstafel sollten in der Regel nicht mehr als 150 bis 200 Wörter umfassen. Für längere Texte wie Katalogbeiträge kannst Du mehr ins Detail gehen, aber auch hier gilt: Klarheit vor Länge. Du möchtest sicherstellen, dass Deine Leser*innen nicht mitten im Text abspringen, sondern bis zum Ende motiviert bleiben.

Ein gut strukturierter Text führt die Leser*innen durch die Informationen, ohne sie zu überfordern. Überlege Dir beim Schreiben, wie der Text gelesen wird: stehend, mit begrenzter Aufmerksamkeit, in einer Umgebung voller visueller Reize. Passe Struktur und Sprache daran an, damit Dein Text optimal zur Geltung kommt.

 

7: Nutze visuelle Sprache, um Deine Ausstellungstexte lebendiger zu machen

Worte haben Macht, und in Ausstellungstexten kann eine bildhafte Sprache die Werke vor den Augen der Betrachter*innen zum Leben erwecken. Verwende Wörter und Phrasen, die Emotionen und Sinneseindrücke wecken. Zum Beispiel könntest Du statt „Das Bild zeigt eine Landschaft“ schreiben: „Die sanften Hügel rollen in sattem Grün bis zum Horizont, während goldene Lichtstrahlen die Szene in ein warmes Leuchten tauchen.“

Visuelle Sprache ermöglicht es den Leser*innen, das Kunstwerk durch Worte zu erleben. Achte jedoch darauf, präzise und authentisch zu bleiben. Übertreibungen oder unpassende Metaphern können leicht ablenken oder unprofessionell wirken. Dein Ziel ist es, die Kunst mit Worten zu verstärken, nicht sie zu überlagern. Überlege bei jedem Satz, wie Du die Sinne ansprechen kannst: Sehen, Hören, Fühlen, manchmal sogar Riechen oder Schmecken, wenn es zum Thema passt.

 

8: Denke an die Barrierefreiheit in Deinen Ausstellungstexten

Ein oft übersehener Aspekt von Ausstellungstexten ist ihre Barrierefreiheit. Dabei geht es nicht nur um klare Sprache, sondern auch um die Gestaltung der Texte, sodass sie für möglichst viele Menschen zugänglich sind. Vermeide Fachjargon, der unverständlicher als notwendig ist, und erkläre Fachbegriffe, wenn sie unvermeidlich sind. Texte sollten so geschrieben sein, dass auch Laien sie problemlos verstehen können.

Neben der sprachlichen Zugänglichkeit spielt die physische Lesbarkeit eine Rolle. Achte auf eine gut lesbare Schriftgröße und ausreichend Kontrast zwischen Text und Hintergrund. Auch eine kurze, klare Struktur ist hier hilfreich, denn sie erleichtert das Erfassen der Inhalte für alle Besucher*innen, unabhängig von ihrer Lesekompetenz oder möglichen Einschränkungen. Barrierefreie Texte sind nicht nur ein Service für Menschen mit Behinderungen – sie machen die Kunst für alle zugänglicher und schaffen eine inklusive Atmosphäre.

 

9: Passe den Stil Deiner Ausstellungstexte an das Publikum an

Ein Ausstellungstext sollte stets mit der Zielgruppe im Kopf geschrieben werden. Frage Dich: Wer wird diese Ausstellung besuchen? Sind es erfahrene Kunstliebhaberinnen, Schulklassen, Touristinnen, oder ein breites Publikum? Die Sprache und der Stil Deiner Texte sollten entsprechend angepasst sein, um sowohl informativ als auch ansprechend zu sein.

Für ein fachkundiges Publikum kannst Du tiefer in kunsthistorische oder technische Details eintauchen. Für ein breites Publikum hingegen ist es besser, eine lebendige und leicht verständliche Sprache zu verwenden. Ein gelungener Ausstellungstext schafft es, komplexe Informationen zugänglich zu machen, ohne an Tiefe zu verlieren. Wenn möglich, sammle vorab Informationen über Dein Publikum, etwa durch Befragungen oder Besucherstatistiken, um die Inhalte gezielt zuzuschneiden.

 

10: Teste und optimiere Deine Ausstellungstexte

Ein oft unterschätzter Schritt ist das Testen von Ausstellungstexten, bevor sie endgültig präsentiert werden. Lade Kolleginnen, Freundinnen oder eine kleine Testgruppe ein, die Texte zu lesen, und frage nach ihrem Feedback. Wirken die Inhalte klar? Werden sie durch die Texte zum Nachdenken angeregt? Bleiben wichtige Aspekte in Erinnerung?

Dieses Feedback hilft Dir, Schwächen zu identifizieren und Deine Texte weiter zu optimieren. Manchmal reichen kleine Anpassungen, wie ein besser formulierter Einstieg oder die Kürzung eines sperrigen Satzes, um die Wirkung deutlich zu verbessern. Denk daran: Ausstellungstexte sind nicht nur einseitige Informationen, sondern ein Dialog mit Deinen Leser*innen. Mit jeder Optimierung kommst Du diesem Ideal einen Schritt näher.

Hier findest du noch einen Artikel über die Content Erstellung für Museen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Die Kommentare sind geschlossen.